am 27. Juni 2021 bin ich zum ersten Mal «gestorben» und habe in der Nacht auf den 28. Juni 2021 ein Leben erhalten, dass ich so nie wollte. Noch während der Operation flehte ich darum, mich bitte «gehen» zu lassen.
Unerträgliche Schmerzen und eine komplette Querschnittlähmung ab dem 2. Brustwirbel erwarteten mich nach einer abenteuerlichen Notoperation. Die Ärzte setzten alles daran, mein Leben zu retten, dachten leider nie daran ob ich dies denn überhaupt wolle.
Mir wurde damals ein Leben geschenkt, das ich wieder zurückgeben möchte. 800 Tage lang kämpfte ich mich, dank der grossartigen Hilfe von Angi, zurück in ein Leben, dass ich so nicht wollte. Ja, kämpfen kann ich, doch jeder Kämpfer wird müde, leider auch mürbe. Täglich trotzten wir den Widerlichkeiten, die sich niemand, der nicht selber betroffen ist, vorstellen kann - und lächelten dabei. Niemals aufgeben und positiv bleiben, das war unser Credo, denn die Hoffnung stirbt zuletzt.
Doch trotz allen Anstrengungen und unglaublichem Kraftaufwand ist es mir nicht gelungen, dieses neue Leben mit Würde zu gestalten. Alles, was wir zwei die letzten 800 Tage erreicht haben, war die Gewissheit, dass wir niemals klagen werden. Denn meine Würde ist unverhandelbar – und so muss ich sie immer wieder aufs Neue verteidigen. Meine Autonomie und Kontrolle zu bewahren, bevor ich meine Urteilsfähigkeit verliere und andere für mich entscheiden müssen, dass war und ist mir ganz wichtig.
In dubio pro vita.
Weil der Tod zum Leben gehört, impliziert das Recht auf Leben aber auch das Recht auf Sterben. Darum mein Entscheid, selbstbestimmt und in Würde sterben. Ich bin sicher, dass ihr meinen gewählten Weg verstehen könnt. Darin sehe ich ihn als eine Befreiung und freue mich auf das, was danach kommt.
Fühlt euch umarmt und geniesst das Leben mit all seinen wunderbaren Facetten.
In ewiger Vertrautheit
Harry Kornelius Eduard Meister
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